Schulmediation

Krankheit als Konfliktsymptom -
Mediation in der schulärztlichen Praxis

Schule und Elternhaus sind die wichtigsten Lebenswelten von Kindern und Jugendlichen. Konflikte in Schule und Familie sind daher häufig und können unterschiedlichste Auswirkungen haben.
Symptome sind z.B. Leistungsabfall, Ess-Störungen, Spuren von Misshandlungen, psychische Auffälligkeiten verschiedenster Art, Aggression gegenüber MitschülerInnen, intellektuelle Überforderung, Depressionen, Auftreten psychosomatischer Beschwerden, verändertes Sozialverhalten, Alkohol- und Drogenmissbrauch…

Konflikte, die im Schularztzimmer, offen oder verschlüsselt, zu Tage treten, können dort in einem geschützten Rahmen angesprochen werden. Jugendliche äußern sich im Schularztzimmer über viele Themen auch freier, weil es hier keinerlei Sanktionen gibt (Noten, Verbote,...). Die ärztliche Schweigepflicht gewährleistet zudem eine Diskretion, die Aussprachen fördert. In diesem Rahmen kann auch eine neutrale Vermittlung im Konflikt angeboten werden.
Im Unterschied zur „klassischen“ Vorgangsweise, wo KlientInnen sich an eine/n MediatorIn wenden, biete ich meine Dienste unaufgefordert an. Zum einen ist Mediation unter Jugendlichen häufig unbekannt, zum anderen erwägen sie kaum von sich aus Vermittlung bei Problemen mit Erwachsenen (Eltern, Lehrer), nehmen ein Angebot aber meist sehr dankbar an.

Auch für Eltern und LehrerInnen ist die Person der Schulärztin positiv besetzt und vor allem mit einem Vertrauensvorschuss versehen, so dass auch die Erwachsenen ein offenes Ohr für ein Mediationsangebot haben.

Ziel des Konfliktmanagements im Lebensraum Schule, ob es Mediation, Peer Mediation, Gesprächsführung mit mediatorischen Techniken oder anders genannt wird, ist immer die Förderung des Dialogs, positiven Miteinanders, gegenseitigen Verstehens, Entlastung der Konfliktparteien und damit insgesamt eines guten Schulklimas. Als Schulärztin habe ich die Möglichkeit zu informieren, zu unterstützen und als neutrale Person auch zu mediieren. Die positive Einstellung der Direktion zur Mediation ist natürlich wichtig und durch Engagement und Eingehen auf die Persönlichkeit der Schulleitung wohl meist zu erreichen.

Durch zunehmende Kürzungen im Bildungswesen und immer neue Aufgaben werden Konflikte in Schulen weiter zunehmen. Gerade in dieser Situation ist es aber besonders wichtig, sich für „Störungen“ Zeit zu nehmen, bzw. ihnen „Vorrang“ zu geben. Das finanzielle Desaster als Folge der derzeitigen Schulpolitik lässt leider nur wenig Spielraum für Mediationsangebote und –ausbildungen. Dieser Zwickmühle heißt es durch kreative Ideen zu entkommen (Sponsoren, Umschichtung von Werteinheiten,…)
SchulärztInnen sind grundsätzlich zuständig für Gesundheitsförderung und Prävention. Und Mediation ist eine Möglichkeit der Gesundheitsförderung, denn Konflikte führen zu Kränkungen, und es ist altbekannt: „was kränkt, macht krank“.

Ich halte es daher für wichtig, dass sich auch MedizinerInnen mit dem Thema „Konflikte“ verstärkt beschäftigen, denn allzu oft entstehen Beschwerden als körperlicher Ausdruck einer Konfliktproblematik, also: „Krankheit als Konfliktsymptom“.

Dr.in Margit Saßhofer, Schul- u. Betriebsärztin, Lehrerin, Mediatorin. Mediationsschwerpunkte: Gesundheits-, Nachbarschafts-, Schadenersatz-, Schul- und Wirtschaftsmediation
E-Mail: margit.sasshoferⒶutanet.at

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